Aus den Regionen //

05.11.2019

Vielseitiges Terroir und heimische Sorten

DOP Vinos de Madrid: Das authentische Profil der Hauptstadtweine

Die Hauptstadt-Appellation Vinos de Madrid hat sich nach ihrer Entstehung im Jahre 1990 schnell einen Namen gemacht. Einerseits machten moderne önologische Projekte von sich reden. Andererseits investierten alteingesessene Bodegas in zeitgemäße Kellertechnik und traten mit blitzsauberen Qualitäten auf den Markt. Insbesondere die Neugründungen setzten auf eine Mischphilosophie, die heimische und internationale Sorten miteinander vermählte, während die traditionellen Produzenten zum großen Teil an den autochthonen Trauben der Gegend festhielten. Für großes Aufsehen sorgte schließlich die Bewegung der Garnacha-Pioniere im Hochland-Bereich San Martín de Valdeiglesias nordwestlich von Madrid. Heute, nachdem selbst die internationale Weinkritik einigen Erzeugern Höchstbewertungen hat zukommen lassen, zählt Vinos de Madrid zu den meist beachteten Appellationen des Landes.

Unterschiedliche Terroirs

Nimmt man Madrid als Ausgangspunkt, dann gruppiert sich das Gros der Rebfläche südlich sowie westlich der Hauptstadt. Kein Gebiet ist mehr als eine Autostunde von der Stadt entfernt. Lässt man die Außenbezirke einmal hinter sich, wechselt die Szenerie schnell, und an vielen Punkten fühlt man sich völlig losgelöst vom Trubel der Millionenmetropole. Dies ist sicherlich eine der Stärken des Anbaugebietes. Obwohl die Appellation den Namen der Hauptstadt trägt, gibt es Gemeinden, wie sie ruraler nicht sein könnten. Im südlichen Bereich Arganda dominieren Kalk-Lehmböden, und die Szenerie ähnelt natürlich den Landschaften des enormen südlichen Hochplateaus, welches sich direkt anschließt. Das Klima ist kontinental, die Weine kräftiger und stets mit einer zuverlässigen Reife versehen. Die weiter westlich gelegene Subzona Navalcarnero zeigt sich schon weniger kontinental, und der Anteil an alluvialen Sandböden ist höher. Noch weiter im Westen befindet sich das mittlerweile berühmte Teilgebiet San Martín mit seinen vielen Hochlagen und seinen hochgerühmten Granitböden.

Die Appellation erweitert die Produktionsfläche

Mehr als eine wirtschaftliche Notwendigkeit stellt die Erweiterung der DOP-Grenzen um einen neuen und damit vierten Bereich, eine historische Ergänzung der Produktionszone um die Hauptstadt dar. El Molar nennt sich dieser neue Bereich, der sich auf etwas über 300 Hektar Anbaufläche um das gleichnamige Städtchen nördlich von Madrid erstreckt. Auch dort gibt es große Höhenunterschiede; je näher sich das Gelände an die Ausläufer des Zentralgebirges heranschiebt, desto mehr gewinnen die vielen kleinen Lagen an Höhe. Dieser Neuzugang zeigt sich von seinen geologischen Formationen her am vielseitigsten, bildet doch diese Gegend eine Art Auffangbecken für alle Bodentypen, welche sich im Zuge der Faltungen der Sierra de Guadarrama gebildet haben. Granit, Gneis, Kalksedimente, Quarzit, Sandstein und Schiefer. Bis auf 1.000 Meter geht es hoch, und wer sich für Weingeschichte interessiert, wird von El Molar begeistert sein. Kelterbecken arabischen und römischen Ursprungs sind stumme Zeugen der komplexen spanischen Geschichte.

Fokus auf heimische Sorten

Nicht dass die internationalen Sorten unbefriedigende Ergebnisse im Gebiet erzielt hätten. Gerade einige gekonnt zusammengefügte Cuvées aus heimischen und neuen Sorten haben den Ruf des Gebietes befördert. Doch heute treten die ortsansässigen Sorten immer stärker in den Vordergrund. Madrid ist Heimat der Malvar, einer rustikalen, aber ausdrucksstarken Sorte mit guter Säure und würzig-gelbfruchtigem Aroma. Traditionelle Erzeuger kelterten auch vinos de sobremadre, sprich Weine, die während der Gärung langen Kontakt mit den Schalen hatten. Das Potenzial der Sorte ist noch lange nicht vollständig erfasst, und namhafte Önologen weisen immer wieder auf die Möglichkeit hin, in bestimmten Jahren Weine mit Edelfäule produzieren zu können.

Der eigentliche weiße Protagonist des Gebietes nennt sich jedoch Albillo Real, eine alte Sorte mit kleinen Beeren, aber dünner Haut. Die Weine sind subtil, oft mischen sich Noten von Honig und eingelegtem Kürbis mit getrockneten Kräutern und Heu. Die elegante reife Zitrusnote harmoniert oft mit weißer Melone. Sie wird inzwischen auch im Fuder, Zement oder auch in der Amphore ausgebaut und transportiert hervorragend ihr Terroir.

Natürlich findet sich im roten Sortenfächer die Tempranillo, aber auch Garnacha tintorera und sogar Graciano tauchen mitunter in alten Pflanzungen auf. Die tonangebende Traube ist indes zweifelsohne die Garnacha tinta. Aus Aragón kommend und insbesondere am Rande des Gredos-Gebirgszuges in vielen Hochlagen angepflanzt, entwickelt sie aufgrund der Höhe und der Granitverwitterungsböden eine ganz eigene Sortentypizität. Gerade ihre hellfarbigen Moste faszinieren und gehen einher mit einer verblüffenden Zartheit im Takt sowie einer fast schon burgundischen Aromatik aus Beeren und Blüten. Sie ist die Königin des Madrider Anbaugebietes, und der Charme ihrer Weine strahlt nun schon seit Jahren über die Grenzen hinaus in die Welt.

Bodega-Porträts //



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