Feinkost //
29.09.2020
Back to the Future
Sherry besinnt sich auf alte Stärken und überrascht mit brillantem Weisswein ohne Aufsprittung
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Reberziehung Trellis
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Weißweine aus Jerez im perfekten Pairing mit einem Burger aus Meeresfrüchten.
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Die Kathedrale von Jerez de la Frontera
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El Muelle von Willy Pérez
Ein einmaliges Terroir tritt heraus ins Licht
Nach dem Billig-Boom im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts ist Jerez heute ein Paradebeispiel dafür, wie eine ganze Appellation gestärkt aus einer Krise hervorgehen kann. Zahlreiche Weinunternehmer, engagierte Önologen und qualitätsbewusste Winzer nutzen diese einmalige Chance, um ihre Vorstellung von Qualität im Gebiet umzusetzen.
Die Renaissance einer ganzen Gattung
Eine neue Generation an einheimischen Weinmacherinnen und Weinmachern aus kleinen und großen Betrieben beginnt damit, die gängigen Vorstellungen von Terroir und Weinbereitung im Marco de Jerez neu zu interpretieren.
Diese Bewegung hat das Potential, das Image der Appellation langfristig zu verändern. Dabei ist diese Gattung eigentlich eine Rückbesinnung auf alte Stärken – neu für heutige Verhältnisse aber trotzdem in der Tradition verankert. Die Rede ist von der Wiederauflage der nicht alkoholverstärkten Weißweine des Marco de Jerez. „Vinos de Pasto“ werden sie genannt. Diese Tradition findet heute unter derselben Bezeichnung eine Renaissance, die von einer Gruppe aus 15 Weinartisten vorangetrieben wird. Selbstredend können diese Weine etwas Florhefekontakt gehabt haben. Manche fallen körperreich und oxidativ aus, andere glänzen mit enormer Kalkmineralität, geprägt von den berühmten Albariza-Böden.
Jerez galt immer als das edelste der vier historischen andalusischen Weingebiete.
Völlig unbekannte Projekte bewegen sich neben großen Stars wie Ramiro Ibáñez oder Willy Pérez. Letzterer hat im Übrigen vor allem auch mit Parzellen-Weinen aus den klassischer Kategorien Furore gemacht. Seine Weinberge sind auf die vier großen historischen Pagos von Jerez verteilt: Pago Balbaina, Pago Macharnudo, Pago Carrascal und Pago Añina.
Weinlandschaft in Jerez
Bei deren Bereitung verzichtete er ebenfalls auf eine Alkoholverstärkung. Pérez schlägt dabei eine Brücke zwischen der neuen Lagenkultur und der „Vino de Pasto“-Renaissance. El Muelle ist sein wohl bekanntester nicht aufgespriteter Weißwein, der zwar mehrheitlich in Stahl vergoren ist, ein Viertel aber in avinierten Botas reift. Interessanterweise greift Pérez bei diesem kleineren Teil des Blends auf Weißwein zurück, dessen Lesegut im Asoleo-Verfahren in der Sonne getrocknet wurde. Damit zeigt er, was in diesem Gebiet in Zukunft wegweisend sein könnte. Doch nicht nur über Lagen und Ausbau definieren sich diesen neuen Blancos aus dem Marco. Praktisch vergessene Rebsorten kommen ebenfalls zum Einsatz, wie bei Alberto Orte mit seinem exklusiven Atlántida Blanco aus einem Single Vineyard inmitten der legendären Lage Añina. Gekeltert aus Vijiriega blanca und ausgebaut im Halbstück sowie im Stahltank auf der Feinhefe hat der Wein das Zeug, lange zu reifen und auf diese Weise den Weinen dieser neuen Gattung eine weitere Dimension hinzuzufügen.
Baldige Integration in die berühmteste Appellation Andalusiens
Alles deutet daraufhin, dass sie schon im kommenden Jahr Teil der großen Sherry-Familie sein werden, die das Rückenetikett der zuständigen Weinbaubehörde tragen darf. Dies begründet sich vor allem aus einer Tatsache heraus. Nicht nur kleine Winzer und Weinabenteurer haben solche Gewächse nach und nach einem erstaunten Weinpublikum vorgestellt. Auch die Großen führen sie inzwischen im Programm. Man denke nur an Ojo de Gallo von Valdespino oder Mirabras von Barbadillo. Die Bezeichnung „Vino de Pasto“ stand in früheren Zeiten für die „normalen“ Weine eines Erzeugers. Es handelte sich dabei nicht um aufgespritete Export-Qualitäten, sondern um frischere Weine, deren Absatz auf den Binnenmarkt oder die Region ausgerichtet war.
Vorgesehen ist seitens des Kontrollrates eine Mindestreifzeit von 12 Monaten. Man will den Weinen die Möglichkeit geben, ihr Terroir zu entfalten.
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